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Eselspinguine kommunizieren auch Unterwasser

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Fauna & Tierwelt.

Pinguine sind gesellig: Vor allem zur Brutzeit bilden die Vögel große Kolonien an den Küsten des Südpolarmeeres. Ihr vielstimmmiges Rufen ist dabei oft weithin zu hören. Aber wie verhalten sich die Pinguine, wenn sie im Ozean nach Nahrung tauchen? Um das herauszufinden, haben Biologen Eselspinguine mit Miniatur-Videokameras ausgerüstet und sie damit unter Wasser gefilmt und belauscht. Die Aufnahmen enthüllen: Auch beim Schwimmen und Tauchen kommunizieren die Pinguine miteinander – wenngleich die genaue Funktion dieser Rufe unklar bleibt.

Eselspinguine sind die drittgrösste Pinguinart. Sie sind Generalisten und haben ein breites Nahrungsspektrum, von Fisch bis Krill. Auf dem antarktischen Festland sind sie erst seit kurzem zu finden, wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels. Bild: Michael Wenger
Eselspinguine sind die drittgrösste Pinguinart. Sie sind Generalisten und haben ein breites Nahrungsspektrum, von Fisch bis Krill. Auf dem antarktischen Festland sind sie erst seit kurzem zu finden, wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels. Bild: Michael Wenger

Eselspinguine (Pygoscelis papua) sind ziemlich mitteilungsfreudig: Während der Paarungszeit lassen die bis zu 90 Zentimeter großen Vögel fast ständig ihre lauten, trompetenartigen Balzrufe ertönen. Dies gab ihnen auch ihren deutschen Namen. Anders ist dies jedoch, wenn die Pinguine ins Meer abtauchen. "Viele Pinguinarten machen sich in Gruppen auf die Futtersuche", berichten Noori Choi vom koreanischen Polarforschungsinstitut in Incheon und ihre Kollegen. Eselpinguine fangen bei ihren gemeinsamen Tauchgängen vor allem Krill und kleine Fische. Dabei taucht meist eine ganze Gruppe der Vögel synchron unter und wieder auf. Welche Vorteile dieses Gruppenfischen den Pinguinen bringt, aber auch, ob und wie sie dabei miteinander kommunizieren, war bisher unklar. Um dies herauszufinden, rüsteten die Forscher 26 Eselspinguine einer Kolonie auf dem antarktischen King George Island mit Miniatur-Videokameras sowie Sensoren für die Beschleunigung und Wassertiefe aus. Dieses "Spionage-Paket" befestigten die Forscher mit wasserfestem Klebeband auf Kopf und Rücken der Pinguine. Begaben sich die Vögel nun auf Tauchgang, zeichneten Kameras und Mikrophone jeweils acht Stunden lang ihr Verhalten auf und die Sensoren verrieten Tauchtiefe und Dauer.

Die koreanischen Forscher setzten Kameras mit Mikros ein, um die Eselspinguine beobachten zu können. Die Kameras führten zu keiner Beeinträchtigung während der Jagd, gemäss der Forscher. Bild: Won Young Lee
Die koreanischen Forscher setzten Kameras mit Mikros ein, um die Eselspinguine beobachten zu können. Die Kameras führten zu keiner Beeinträchtigung während der Jagd, gemäss der Forscher. Bild: Won Young Lee

Die Aufnahmen enthüllten, dass rund die Hälfte der Vögel auch während des Tauchens Rufe ausstieß. Dabei handelte es sich meist um ein bis zwei kurze, direkt hintereinander ausgestoßene Laute. "Verglichen mit den mehrsilbigen Paarungsrufen der Eselspinguine hatten diese Offshore-Rufe eine einfachere Struktur und waren deutlich kürzer", berichten die Biologen. Meist dauerte ein solcher Ruf weniger als drei Sekunden. Dank der Videokameras konnten die Forscher auch beobachten, in welcher Situation die Pinguine riefen und welches Verhalten darauf folgte: Typischerweise stieß ein einzelnes Tier der Gruppe einen solchen Offshore-Ruf aus, ohne dass ihm benachbarte Artgenossen jedoch darauf antworteten. Stattdessen schien der Ruf dafür zu sorgen, dass sich die Gruppe neu formierte und die Vögel danach alle in eine Richtung schwammen, wie die Forscher feststellten. "Das spricht dafür, dass die Offshore-Rufe weniger der Verständigung der Tiere in einer bereits gebildeten Gruppe dienen, sondern eher als Signal zur Gruppenbildung", vermuten Choi und ihre Kollegen. Ein solcher Offshore-Ruf führte meist innerhalb von einer Minute dazu, dass die Gruppe gemeinsam an eine andere Stelle im Meer schwamm. Welche Vorteile diese Gruppenbildung "auf Kommando" beim Tauchen hat, konnten die Biologen mit ihren Kameras und Sensoren aber nur teilweise klären. "Möglicherweise könnten Playback-Experimente an den Futtersuchstellen mehr Einblicke in die Funktion der Offshore-Rufe bringen", schlagen die Wissenschaftler weitere Schritte vor. "Auch das Ausrüsten von mehreren Pinguinen aus der gleichen Tauchgruppe mit den Videokameras könnte dazu beitragen, mehr über ihre Interaktionen beim Tauchen zu erfahren."

Die koreanische Antarktis-Station „King Sejong“ auf der subantarktischen Insel King George Island ist eine von zwei koreanischen Stationen. Während des ganzen Jahres besetzt, finden im Sommer ca. 90 und im Winter 17 Personen Platz.
Die koreanische Antarktis-Station „King Sejong“ auf der subantarktischen Insel King George Island ist eine von zwei koreanischen Stationen. Während des ganzen Jahres besetzt, finden im Sommer ca. 90 und im Winter 17 Personen Platz.

Quelle: Nadja Prodbegar, Bild der Wissenschaft